Interview Crazy Da Original
Im Gespräch mit Crazy da Original
Crazy Da Original ist ein deutscher Rapper aus Soest, der durch seine düsteren und melancholischen Texte bekannt wurde. Seine Musik kombiniert tiefgründige Texte mit kraftvollen Beats und schafft so eine einzigartige, mitreißende Atmosphäre. Dabei verarbeitet er in seinen Songs persönliche Erlebnisse und emotionale Tiefen, was seinen Tracks eine besondere Authentizität verleiht.
Crazy Da Original scheut sich nicht, schwierige Themen anzusprechen, und drückt seine Gedanken direkt und unverblümt aus. Diese schonungslose Ehrlichkeit macht ihn zu einer besonderen Stimme in der deutschen Rap-Szene. Zu seinen bekanntesten Songs zählen „Spuren im Schnee“ und „Mittelfinger hoch“, die eindrucksvoll seine Fähigkeiten zeigen, emotionale Geschichten zu erzählen.
Wie würdest du deine musikalische Reise beschreiben?
Meine musikalische Reise war ein stetes auf und ab… Angefangen im Kinderzimmer eines Freundes haben wir schnell (seinerzeit in Stuttgart) überregionale Bekanntheit erlangt und dabei auch stellenweise vor über 10.000 Leuten gespielt. Später dann der Bruch mit der Crew, die inzwischen auf 4 Mann angewachsen war, neue Kontakte mit Studio und entsprechend technischem KnowHow. Dann der erste Lichtblick in Richtung professioneller Karriere mit Hilfe eines Major Artists und plötzlich doch wieder alles auf Anfang. Es folgte eine jahrelange Pause, in der mein Fokus auf der beruflichen und persönlichen Entwicklung lag. Dann plötzlich mittendrin in einer Pop/Rock Coverband und wieder die ersten Auftritte. Blut war geleckt… Die Bühne, das Publikum, der Adrenalin-Pegel bevor es losgeht… All das zwang mich quasi dazu wieder selbst Songs zu schreiben und es doch noch einmal zu versuchen. Und heute ? Stehen wir hier und schauen wie sich all das entwickelt. Schritt für Schritt, ohne die damals vorhandenen Träumereien, da diese der Realität inzwischen komplett zum Opfer gefallen sind. Man hat verstanden, dass die Musik ein großes Becken mit vielen großen und noch viel mehr kleineren Fischen ist. Erst Recht hat man allerdings realisiert, dass der Traum vom „entdeckt werden“, nichts anderes bleibt als ein Traum und Erfolg in dieser Branche letztlich harte Arbeit ist, die mit viel Blut, Schweiß und Tränen einhergeht. Aber genauso mit Versagens- und Existenzängsten. Das Produkt, dass dem Publikum mal mehr, mal weniger schmeckt, ist am Ende nicht nur ein genialer, kreativer Moment, sondern vor allem eines…. Harte Arbeit…
Gab es einen bestimmten Moment oder eine Person, die dich inspiriert hat, Musiker zu werden?
Inspirierend fand ich eigentlich alles was um mich herum geschah… Klar hat man seine Favoriten, aber musikalisch war ich immer sehr von klassischer Musik beeindruckt, da diese es schafft, Emotionen ohne auch nur ein einziges gesungenes Wort zu transportieren. Das „Fan“ sein, das „zu einem anderen Artist aufzuschauen“ habe ich tatsächlich aufgehört, als ich begonnen habe selbst Musik zu machen. Es erschien mir unsinnig jemandem zuzujubeln, der das selbe macht wie man selbst…
Was war der größte Wendepunkt in deiner Karriere?
Der Moment, als ich zum Greifen nah dran war mit einem Major Artist auf Tour zu gehen. Weshalb das Ganze dann doch nicht stattfand hatte weniger mit mir zu tun sondern mehr mit einer Situation die entstanden war, welche seitens des Künstlers nicht geregelt werden wollte… Ende vom Lied war, dass ich verstand, wie schmutzig und ekelhaft dieses Geschäft sein kann, was mich im ersten Moment dazu brachte, alles hinzuschmeißen, sämtliche Musik von mir offline zu nehmen und meine kompletten Profile auf jeglichen Plattformen zu löschen. Ich schmiss eine Tür hinter mir zu und schnitt jegliche Verbindung zu dieser Industrie hinter mir ab… 5 lange Jahre sollte es dauern, bis ich das erst mal wieder daran dachte, überhaupt wieder Musik zu machen.
Wie gehst du an den Songwriting-Prozess heran? Startest du mit Texten, Melodien oder vielleicht einem Gefühl?
Wie bereits gesagt bin ich großer Fan klassischer Musik, da diese Emotionen ohne jegliche Sprache freisetzt. Beim Songwriting verhält sich das bei mir ähnlich… Ich höre ein Instrumental, es catcht mich und plötzlich spielt sich in meinem Kopf so was ähnliches wie ein Film ab… Erinnerungen, Emotionen, Bilder, Geräusche, Gerüche… Und plötzlich fliegt der Stift über das Blatt (oder eben total unromatisch die Finger über die Tastatur) und binnen Minuten ist der erste Verse geschrieben. Entgegen der meisten Songwriter fange ich nicht klassischerweise mit der Hook an, was letztlich oftmals dazu führt, dass Songs bei mir lange Zeit liegen bleiben, da die Hook als Zentrum des Songs entweder nicht fertig wird, oder eben der komplette Song nochmal umgeschrieben werden muss, um zu der Hook zu passen.
Gibt es bestimmte Themen, die sich durch deine Musik ziehen?
Emotionen pur… Im Regelfall sind es die Themen, die unser Herz schwer machen… Selten habe ich die Ambition einen fröhlichen Song zu schreiben… Und alle aktuell von mir veröffentlichten Song enthalten eine gewisse Schwere und Melancholie…
Was inspiriert dich aktuell?
Tatsächlich mal wieder Billie Eilish… Sie und Ihr Bruder sind wahnsinnig krasse Songwriter. Ihr aktuelles Album „HIT ME HARD AND SOFT“ ist wieder unfassbar krass geworden.
Was waren die größten Herausforderungen bei deinem neuesten Album (oder Song)?
Das sind bei mir immer die Hooks… Früher eine meiner größten Stärken, heute ein echter Knackpunkt bei mir ^^
Arbeitest du lieber allein oder bevorzugst du Kollaborationen mit anderen Künstlern?
Ich präferiere weder das eine noch das andere… Das Feeling muss stimmen… Wenn es zwischenmenschlich passt und die Kreativität reinhaut ist mir relativ egal mit wem ich Musik mache… Am Ende des Tages muss die Message und das zu vermittelnde Gefühl stimmen.
Wie würdest du sagen, hat sich deine Musik über die Jahre entwickelt?
Nun ja… Nach inzwischen 20 Jahren Musik ist man auf jeden Fall deutlich reifer geworden. Viele Dinge umschreibt man anders als man es vor 20 Jahren eventuell getan hätte. Mein neuer Song Rocketman, der am 11.10 erscheint hätte damals deutlich krasser geklungen und hätte wahrscheinlich einen deutlich explizierteren Ansatz gehabt.
Hast du vor, dich in Zukunft in andere Genres oder Stile vorzuwagen?
Dieser Geschichte war ich tatsächlich nie abgeneigt… Es hat sich eben einfach noch nicht so wirklich ergeben.
Gibt es Instrumente oder Technologien, die du gerade für dich entdeckst?
Tatsächlich experimentiere ich gerade viel mit Apple Logic Pro rum… Der Umstieg auf einen Mac hat an der Stelle dafür gesorgt, dass ich mich zwangsweise damit auseinandersetzen musste. Davor habe ich mich immer sehr in Cubase oder Reason Zuhause gefühlt.
Wie wichtig ist dir der direkte Austausch mit deinen Hörern/Fans?
Der ist mir sehr wichtig… Im Regelfall versuche ich jeden Kommentar, wo auch immer er auftaucht zu beantworten, streame jeden Morgen von 4:30 Uhr bis 6:00 Uhr auf Tiktok und versuche generell den Kontakt zu meinen Fans so eng zu halten wie es mir nur irgend möglich ist.
Gab es einen besonderen Moment mit deinen Fans/Hörern, der dir im Gedächtnis geblieben ist?
Die Geschichte eines Fans, der drauf und dran war seinem Leben ein Ende zu bereiten und aufgrund eines Songs von mir plötzlich die Entscheidung traf, doch noch weiter zu kämpfen. Ich glaube vielen von uns Musikern ist nicht bewusst, wie viel Einfluss unsere Musik auf das Leben unserer Hörer hat und haben kann.
Wie gehst du mit Kritik und Lob von deinen Hörern um?
Grundsätzlich höre ich mir das alles gerne an und versuche konstruktiv vorgebrachte Kritik zukünftig zu berücksichtigen. Dennoch bin ich natürlich selbst der Künstler und treffe meine eigenen Entscheidungen.
Wie haben deine Fans/Hörer deine Musik oder deine Karriere beeinflusst?
Tatsächlich findet eine durchgängige Beeinflussung meiner Musik durch die Fans aktiv statt. Da ich aktiv mit vielen Fans in Verbindung stehe, kenne ich natürlich auch die ein oder andere private Geschichte. Wenn diese Geschichten sich in meinem Kopf fest brennen, werden Sie (natürlich abgewandelt) auch Song-Inhalt. Mir ist es immer wichtig gewesen, dass meine Songs auf tatsächlichen Erfahrungen und Geschichten beruhen…
Welche Rolle spielen Social Media und Online-Plattformen für deine Interaktion mit den Hörern?
Eine sehr große… Da ich aktuell noch nicht wirklich wieder live unterwegs bin, ist das in 90% der Fälle meine einzige Möglichkeit mit Ihnen in Kontakt zu treten.
Wie sieht ein normaler Tag in deinem Leben aus, wenn du nicht gerade Musik machst?
Arbeiten… Viel arbeiten… Mit stellenweise 3 Jobs ist man zeitlich durchaus eingespannt und hat kaum Zeit für andere Dinge. Ansonsten versuche ich natürlich die wenige Freizeit die ich habe mit der Familie zu verbringen, oder eben meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Fussballtrainer einer G-Jugendmannschaft gerecht zu werden.
Welche Hobbys oder Interessen hast du abseits der Musik?
Fussball… Mein Herz schlägt für den VfB Stuttgart.. Durch jede Höhe und Tiefe… Ansonsten bin ich sehr viel in der Natur unterwegs, um zur Ruhe zu kommen…
Gibt es bestimmte Künstler, die dich inspirieren?
Klassischerweise sind es weniger Rap-Acts die mich inspirieren, sondern eher weltliche Musik. Billie Eilish hatte ich bereits erwähnt, aber auch sonst sind es sehr viele Stilistiken und Genres die mich beeinflussen. Hierbei tendiere ich aber eher zu einzelnen Songs, als zu festen Künstlern.
Wenn du ein Musikgenre oder Instrument beherrschen könntest, das du noch nie ausprobiert hast – was wäre es?
Eine Geige… Kein Instrument verkörpert den Transport von Emotion ohne Sprache für mich mehr als dieses Instrument…
Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich geben?
Alles wird gut… Denk weniger nach und mach einfach… Fehler passieren und nur aus Ihnen kannst du lernen… Und selbst wenn die Zukunft noch so düster aussieht, du wirst deinen Weg gehen.
Was können deine Fans/Hörer als Nächstes von dir erwarten?
Eine Menge neue Featuresongs und ab nächstem Jahr dann wohl den ein oder anderen Live Gig
Gibt es neue Projekte oder Kollaborationen, über die du sprechen kannst?
Wo wäre denn da die Überraschung ? ^^ 2025 wird spannend, mehr kann ich aber noch nicht verraten…
Wo siehst du dich selbst und deine Musik in den nächsten fünf Jahren?
Na hoffentlich in der Karibik am Strand ohne jegliche Geldprobleme… ^^ Nein, tatsächlich finde ich es sehr schwierig das zu konkretisieren… Ich mache weiter und gebe mein Bestes um voran zu kommen, das kann ich zumindest versprechen…
Worauf freust du dich am meisten in Bezug auf deine zukünftige Musikkarriere?
Darauf auch weiterhin viele neue Menschen, Fans wie Musiker kennen zu lernen und Stück für Stück weiter voranzukommen.
Was möchtest du deinen Fans/Hörern noch sagen?
Bleibt alle wie Ihr seid… Verstellt und verändert euch für niemanden. Ich bin dankbar für jeden einzelnen Hörer und freue mich auch zukünftig mit eurer Herzens-Musik für euch da zu sein. Unser Leben ist zu kurz um irgendjemandem nachzueifern oder irgendwelche Ideale zu erfüllen an die wir selbst nicht glauben. Letztlich ist es nur wichtig, dass Ihr euch selbst mögt… Der Rest ist Bonus…
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